Picknicken am Eiffelturm, den Sonnenuntergang von den Stufen Sacré-Coeurs aus beobachten, Schaufensterbummeln in der Rue du Faubourg Saint-Honoré, einen Café au Lait in Saint-Germain-des-Près trinken, die kleinen Boutiquen im Marais entdecken und über die quirligen Märkte in Belleville schlendern... Das und noch viel mehr hat mein Jahr als Au-Pair in Paris einzigartig und unvergesslich gemacht. Klar, all das muss man auch erstmal ausfindig machen, doch dafür hat man wirklich ausgiebig Zeit. Dank des Ganztagsschulskonzepts in Frankreich (für die Kinder zwar weniger angenehm, aber für uns Au-Pairs macht es das Ganze deutlich entspannter) haben wir rein theoretisch den Tag über bis um 16 Uhr 30 frei.

Wenn man das Kindergeld vom Deutschen Staat bezahlt bekommen will, ist zwar die Sprachschule Pflicht, allerdings sind das nur ca. zehn Stunden über die Woche verteilt. Auch wenn man vielleicht nach der Schule nicht gleich wieder Lust hat, schon wieder eine Schule zu besuchen, habe ich es in keiner Minute bereut. Nicht nur, da man dort andere Au-Pairs (aus den unterschiedlichsten Ländern) trifft, sondern auch, da es doch eine gewisse Regelmäßigkeit in den Tagesablauf bringt. Das ist nämlich durchaus eine Umstellung. In der Schule war alles geregelt, man musste morgens früh aufstehen, war dann meistens bis am Nachmittag in der Schule und hatte abends evtl. noch Sport oder andere Freizeitaktivitäten. So frei zu sein (ich zum Beispiel musste bis auf den Mittwoch immer erst um 16h30 zum Abhlolen da sein), bringt sowohl Vorteile als auch die Herausforderung, seinen Tag sinnvoll zu nutzen und nicht die ganze Zeit im Bett rumzuhängen. Aber keine Angst, wie ganz am Anfang schon angesprochen, in Paris ist es eher so, dass man das Gefühl hat etwas zu verpassen. Es gibt einfach eine unglaubliche Vielzahl an Dingen, die man machen kann. Der Kiosque de Jeunes ist da zum Beispiel eine gute Anlaufstelle, dort werden viele kulturelle Veranstaltungen kostenlos angeboten, Theater, Konzerte, Comedy..

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Doch nun genug der Freizeit, natürlich ist da dann auch noch die „Arbeit“ als Au-Pair. Wie bereits angedeutet, muss man meistens die Kinder um 16h30 an der Schule abholen, dann gibt es das Goûter, auf das die kleinen Franzosen wirklich nie verzichten können.., und dann geht es auch schon ans Hausaufgaben machen. Ich habe mit meiner 10jährigen meistens eine knappe Stunde dafür gebraucht, denn die Konzentration und Lust nach einem langen Tag in der Schule lässt dementsprechend manchmal zu wünschen übrig und es ist volle Motivationsfähigkeit verlangt. Nach den Hausaufgaben stand Klavierüben auf dem Programm und dann ging es für mich auch schon ans Abendessen vorbereiten. Danach war es meistens immer schon so spät, dass ich meine zwei Mädels zum Duschen geschickt habe. Gegen acht/halb neun kamen meistens meine Gasteltern nach Hause und ich war ab dem Zeitpunkt frei. Das Ganze erscheint einem ziemlich durchgeplant – und getaktet - und das ist es durchaus auch, allerdings bleibt auf jedenfall auch immer noch Zeit für andere Dinge. Wir haben so unteranderem viel gebastelt, gekocht, gelacht.. Es kommt sicher auch immer auf das Alter der Kinder an, ich habe mich um zwei Mädchen im Alter von 10 und 13 Jahren gekümmert und war insgesamt eher eine Art Nachhilfe.

Gewohnt habe ich in einem kleinen Studio im 7.Stock des Hauses meiner Gastfamilie. Rückblickend kann ich sagen, dass es so wirklich gut war. Wenn ich Zeit für mich haben wollte hatte ich einen Rückzugsort und war auch am Wochenende unabhängig, konnte aber immer wann ich wollte zu meiner Gastfamilie, mit ihnen essen, Filme schauen usw.. Es kommt immer darauf an, was man selbst bevorzugt, ob direkt in der Familie oder außerhalb, es hat alles seine Vor-und Nachteile. Allgemein ist es leider auch immer familienabhängig wieviel man gemeinsam macht. Ich bin zum Beispiel auch 2mal mit auf das Landhaus gefahren (nicht um zu arbeiten) oder war auch mit auf einem Konzert. Meine Familie hat mich als eine Art Familienmitglied gesehen, allerdings muss man sich eben auch bewusst sein, dass nach einem noch viele weitere Au-Pairs kommen bzw. davor dort waren. Doch insgesamt hatte ich einfach ein unglaubliches Glück und würde meiner Familie den Preis „Beste Gastfamilie“ verleihen, denn auch in nicht ganz einfachen Momenten, wie nach den Attentaten, war sie für mich da. Diesbezüglich ist es mir wichtig hier auch wirklich noch anzumerken, dass die schlimmen Ereignisse des 13. November zwar nicht hätten sein müssen, aber auch in keiner Sekunde ein Grund für mich waren, abzubrechen und nach Hause zu fahren. Die Verantwortlichen sind leider überall auf der Welt und es ist definitiv kein Grund, nicht nach Paris zu kommen. Denn auch wenn die ersten Wochen danach erstmal komisch waren, alles hat sich wieder normalisiert und Paris ist und bleibt Paris!

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Also lasst euch auf keinen Fall davon abhalten, es zu wagen, euer „Gap-Year“ in der Stadt der Liebe zu verbringen, es lohnt sich, ich würde sagen es war bis jetzt das beste Jahr meines Lebens, auch dank des vij, besonders am Anfang hat man durch die Au-Pair treffen schnell Leute kennengelernt und auch eure anderen Angebote wie die Fahrradtour durch die nicht so bekannten Ecken Paris war einfach toll.
Danke!