Wie hab ich meine Organisation gefunden?

Ich habe eure Adresse gefunden, da meine Mutter vor 30 Jahren mit eurer Organisation als Au pair nach Paris Neuilly s/Seine ging und sich immer gut unterstützt gefühlt hat. Ich persönlich war dann zu einem Beratungsgespräch in Düsseldorf, fand alles super, sehr gut von euch organisiert und dachte mir: „Warum noch weiter suchen, wenn ich schon so eine tolle Organisation habe?“

Arbeit in der Familie

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Ich musste im Haushalt helfen. Das hab ich immer vormittags gemacht, vor der Sprachschule: Ich musste die Spülmaschine aus-/ einräumen, montags die Betten der drei Mädels neu beziehen, donnerstags die Wäsche machen, abends den Tisch decken und ab und zu kochen. Um 16.15h musste ich dann die Kleine (6) abholen, anschließend sind wir meist in den Park gegangen, und haben da das Goûter genommen. Ansonsten haben wir viel gespielt, gebastelt, gemalt, Geschenke gemacht etc., was man halt so mit kleinen Mädels macht. Mit den Großen (13 und fast 15) habe ich viel gequatscht, ihnen bei den Hausaufgaben geholfen, mit ihnen ins Kino gegangen, am WE auch mal geshoppt. Bei mir stand auf jeden Fall die Kinderbetreuung im Vordergrund! Der Haushalt war schnell gemacht, und da ich es eh immer morgens gemacht habe hatte ich nachmittags / abends echt Zeit für die Mädels!

Ich kam schon öfter mal über die Arbeitsstundenzahl, was aber überhaupt kein Problem für mich war, da ich die Mädels so sehr ins Herz geschlossen habe! Meist war es abends, wenn meine beiden Gasteltern länger arbeiten mussten. Gehalt, Pass Navigo etc. wurde einwandfrei eingehalten, in allen Ferien hatte ich mindestens eine Woche frei.

Leben mit und in der Familie

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Nein, ich hatte überhaupt keine Eingewöhnungsschwierigkeiten. Die Familie ist so an Au-pairs gewöhnt, dass sie genau weiß, wie viel Freiraum oder "Zuneigung" das Au-pair (vor allem am Anfang) braucht. Ich wurde ab dem ersten Abend super integriert und hatte überhaupt nicht das Gefühl, dort nur als Arbeitskraft angesehen zu werden. Ich war von Anfang an voll integriert und gleichwertiges Familienmitglied! Meine Gastmutter hat sich den Montag (ich kam freitags an) frei genommen, mir sowohl samstags als auch montags alles ganz genau gezeigt. Dienstags sind dann die Großen mit mir zur Schule der Kleinen gegangen um mir zu zeigen, wo genau ich sie abholen muss etc.

Mein Verhältnis zu der Familie ist unglaublich gut! Ich hätte nie gedacht, dass man wirklich wie eine Tochter / Schwester behandelt wird! Meine Familie ist wirklich eine Vorzeigefamilie, die wundervoll ist. Man fühlt sich integriert, akzeptiert, so, wie man ist und kann im vollsten Umfang (auch am Wochenende, wenn man möchte) am Familienleben teilnehmen. Ich wurde nie ausgeschlossen oder kam mir fehl am Platz vor. Besonders ist meiner Meinung nach mein Verhältnis zu meiner Mittleren (13), die noch deutlich anhänglicher war, als viele deutsche junge Mädchen mit 13. Ich habe selbst jetzt noch so gut wie täglich Kontakt zu ihr über Whatsapp, Snapchat o.ä. Und ich bin schon seit Anfang Juli zurück! Darüber freue ich mich echt, da ich für sie wirklich wie eine große Schwester war, was ich unbedingt sein wollte. Denn es ist nicht immer leicht, den Älteren gerecht zu werden, wenn da noch eine kleine süße Maus von sechs Jahren rumspringt und dauerhaft deine Aufmerksamkeit haben möchte.

Ich persönlich brauchte nicht mehr viel Hilfe beim Erwerb der Sprache, da ich schon ein hohes Niveau hatte. Trotzdem hat mich die Familie bei Sprachfehlern verbessert, was ich als sehr wichtig empfunden habe. Ich habe mit der Familie direkt in ihrem Haus gewohnt, unten im Keller in einem eigenen Zimmer mit Mini-Bad und kleiner Küchenzeile. Es war zwar alles recht klein, aber man gewöhnt sich schnell dran und ich habe mich wirklich sehr, sehr wohl gefühlt! Ich hatte alles, was ich brauchte, sogar einen kleinen Kühlschrank, Mikrowelle und Herdplatte. Ich kann mich also nicht beschweren!

Freizeitgestaltung

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Ich bin in Versailles zur Sprachschule "Université Inter - Ages" gegangen, wo ich den Kurs B2+/C1 besucht habe. Meine Lehrerin war sehr gut und hat uns alles Wichtige beigebracht, so dass ich mich deutlich verbessert habe. Alle, die aus meinem Kurs Delf B2 gemacht haben, haben es auch geschafft. Preislich ok, pro Semester (es gab dort Halbjahre und keine Trimester) ~560€, so dass ich am Ende mit Büchern, Einschreibegebühr etc. auf ~1350€ kam.

In meiner Freizeit war ich immer in Paris und war oft in Museen, da diese für unter 26 jährige ja frei sind! Das ist ein wirklicher Vorteil, da es sonst schnell sehr teuer wird. So habe ich wundervolle Museen gesehen und am Ende eher was gespendet als ich es sonst gemacht hätte, wenn ich hätte bezahlen müssen. Paris hat ein Kulturangebot, was ihr einfach wahrnehmen müsst. Am Anfang hätte ich nie gedacht, dass ich so oft in ein Museum gehen würde, aber es macht einfach Spaß. Du machst es freiwillig, weil es dich interessiert, und nicht, weil deine Eltern oder Lehrer dir irgendwas beibringen wollen, was dich eh nicht interessiert. Ich kann jedem nur empfehlen, in so viele Museen wie möglich zu gehen, es lohnt sich!

Französische Jugendliche kennenzulernen war sehr schwer bzw. unmöglich. Ich hatte etwas Kontakt zu der Cousine meiner Mädels, die nur ein Jahr jünger war als ich, aber wir haben nur einmal was zusammen gemacht, da sie auch mitten im Bac steckte. Erhofft euch also nicht zu viel, ihr werdet wahrscheinlich viel mit euren deutschen Freunden oder den Mitschülern aus der Sprachschule machen. Ich hatte Glück, dass ich mich mit einer Italienerin angefreundet habe, sodass wir immer französisch gesprochen haben. Ansonsten kommt das Französische am Wochenende doch relativ kurz, wenn man was mit den deutschen z.B. vom vij macht.

Erfahrungen / Eindrücke

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Ich wollte, seit ich 13 bin, immer als Au pair nach Paris. Erstens, da meine Mutter als 19 Jährige auch Au-pair war und ich die Vorstellung, dasselbe wie meine Mutter zu machen, sehr gut fand. Später kam aber auch die Liebe zu Frankreich und seiner Sprache hinzu, die ich durch meinen Auslandsaufenthalt intensivieren wollte. Au-pair stellte ich mir für mich perfekt vor, da ich Familienleben und Kinder liebe und man so, meiner Meinung nach, den besten, realistischsten Eindruck einer anderen Kultur und Familie gewinnt. Meine Erwartungen haben sich voll erfüllt, ich bin überglücklich diese Erfahrung in dieser tollen Gastfamilie gemacht zu haben! Für Paris habe ich mich entschieden, da es seit Jahren meine Lieblingsstadt ist und ich sie einfach noch näher kennen lernen wollte als durch Kurztrips oder Besuche bei der Gastfamilie meiner Mutter. Ich wollte die Stadt als junger, unbeschwerter Mensch erkunden und wurde rundum glücklich, da Paris einfach eine wunderbare Stadt ist. Toll war natürlich, dass im Sommer die EM war und wir zu der Zeit noch in Paris waren, somit die unglaubliche Stimmung miterleben konnten.

Ich würde mich immer wieder für ein Au pair Jahr entscheiden und rate jedem, der ein neues Land erkunden will und Kinder mag, diese Erfahrung zu machen! Ich werde diese Zeit und Familie nie wieder in meinem Leben vergessen. Man macht lebenswichtige Erfahrungen, die man so nicht machen würde, wenn man direkt mit einem Studium anfangen würde. Ich habe ein ganz anderes Verständnis für Kulturen, z.B. aktuell auch für die Flüchtlinge, da ich selber erlebt habe, wie es als Ausländer in einem fremden Land ist! Ich verurteile Menschen nicht mehr so schnell, wenn sie z.B. ihre Muttersprache mit Freunden in Deutschland sprechen, da ich es in Frankreich mit meinen deutschen Freundinnen genauso gemacht habe. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr du wächst und deinen Horizont erweiterst in diesem einen Jahr!

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Meine Einstellung gegenüber Familie hat sich verändert bzw. es hat mir gezeigt, wie gut ich es immer hatte: meine Mutter war immer ab dem Mittagessen da, hat für uns gekocht und war auch körperlich immer präsent. In Frankreich haben meine beiden Gasteltern ganztägig gearbeitet, die Kinder morgens kurz und dann erst abends wieder gesehen... Ich bin froh zu sehen, dass ich mehr Familienzeit hatte und wünsche meiner Gastfamilie, dass sie auch mehr Zeit für sich als Familie finden. Das Au pair Jahr hat mir auch nochmal verdeutlicht, dass ich unbedingt ein Sprachstudium machen möchte und, wenn möglich, auch nochmal für mindestens ein Semester zurück nach Frankreich kommen sollte. Also habe ich mich für den Studiengang "Sprachen und Wirtschaft" an der TH Köln entschieden und werde im zweiten Studienjahr für ein Jahr nach Aix-en-Provence gehen. Der Studiengang vereint englisch, französisch und deutsch mit Wirtschaftsmodulen und 2 Auslandsjahren (Aix in FR und Gent in Belgien oder Limerick in Irland für den englischen Teil). Das Jahr in Frankreich hat mir einfach vor Augen geführt, dass meine Liebe zur Sprache das Richtige für meine Zukunft in beruflicher Hinsicht ist.

Ich habe fast nur positive Erfahrungen gemacht. Schwer ist es, über ein Jahr den Kontakt zu allen "Freunden" zuhause zu halten, so dass du am Ende des Jahres siehst, wer die wahren Freunde sind (was natürlich auch was Gutes hat!). Du merkst einfach, wer sich wirklich für dich und dein Leben interessiert und wer einfach nur ein Kumpel in der großen Schulclique war. Die Zeit hat mich insoweit verändert, dass ich nun über viele Sachen anders nachdenke, da ich selber als Fremde im Ausland war und auch ab und zu mal kleine Formen von Rassismus zu spüren bekam. Ich möchte nie so sein und werde, wie oben geschrieben, rücksichtsvoller sein und versuchen, mich auch freiwillig für Flüchtlinge einzusetzen, um ihnen in einem fremden Land zu helfen, so wie mir geholfen wurde. Den Kontakt zu meiner Gastfamilie halte ich auf jeden Fall, da sie mir einfach so wichtig geworden sind in diesem einen Jahr! Ich versuche sie so oft wie es nur möglich ist zu besuchen und habe sie auch schon zu uns nach Deutschland eingeladen für den nächsten Sommer, mal schauen, was sich ergibt!

Eure Organisation ist super, so wie ihr seid. Beim Abc habe ich euch ja schon neue Adressen, vor allem für die Versailles, die uns leider fehlten, gegeben. Ansonsten habe ich nichts zu bemängeln, euer Angebot war immer super und vielseitig! Tolle Führungen für junge Leute, offen, dass man auch Nicht-vijler mitbringen konnte, einfach toll, danke Verena und Dorothea! Au pair empfehle ich jedem weiter, der sich auf was Neues einlassen möchte und Interesse an anderen Kulturen und einer neuen Sprache hat. Au pair ist eine tolle Möglichkeit die Sprache zu verbessern während man noch viele hilfreiche Erfahrungen in einer hoffentlich guten Familie macht.

Paris und die Attentate

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Zu guter Letzt möchte ich noch etwas denen sagen, die sich bisher aufgrund der Attentate nicht als Au pair beworben haben. Ich persönlich war am 13.11 im Stadion, als die schlimmen Pariser Terrorattacken waren... Natürlich war dies die schlimmste und schwerste Nacht meines Lebens, aber meine Gastfamilie war super im Umgang mit mir und stand mir toll zur Seite, ohne mich zu erdrücken. Bitte, lasst euch nicht abhalten, nach Paris zu kommen, nur weil solche verblendeten Idioten uns Angst einjagen wollen! Paris ist 1000 mal besser bewacht als jede deutsche Stadt, da wird euch bestimmt nichts mehr passieren! Es ist wahrscheinlicher, dass ihr bei einem Autounfall sterbt, als dass ihr ein Attentat miterlebt. Ich hatte auch Glück im Unglück und am Anfang Angst vor Großveranstaltungen, aber ich habe mein Au pair Jahr durchgezogen und bin unglaublich stolz darauf! Natürlich kommen manchmal noch ein paar Gedanken oder Bilder dieses Abends zurück, aber das verarbeitet man auch. Ich persönlich habe mich in Paris sicherer und besser beschützt gefühlt als hier in Deutschland. In Aachen auf dem Weihnachtsmarkt habe ich z.B. damals nur eine 3er Gruppe normale Polizisten gesehen!!! Das war so beängstigend für mich, da ich es nun gewohnt war, überall Soldaten mit Gewehren etc. zu sehen. Also bitte lasst euch nicht einschränken in euren Möglichkeiten und kommt nach Paris um diese tolle Erfahrung zu machen!

Insgesamt ist dieses Jahr in vieler Hinsicht sehr wertvoll, was ihr hoffentlich bald alle selber erfahren werdet. Ich hoffe, dass ich euch mit diesem Bericht die Anfangsangst nehmen konnte, denn es wird das bis dahin beste Jahr eures Lebens!